Die Pascalsche Wette – eine Alternative zur Suche nach dem Gottesbeweis?

⏳ Lesezeit: 5 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 28.12.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 28.12.2023

Wenn ich mich sonst mit dem Thema Gottesbeweis beschäftige, geht es um Philosophie und Theologie. Ganz anders ist das bei dieser Alternative — der Pascalschen Wette. Man könnte eher sagen, dass es sich hierbei um eine Einladung zum Glauben handelt. Die Beantwortung der Frage, ob Gott wirklich existiert, erfolgt bei dieser Vorgehensweise unter Zuhilfenahme einer Kosten-Nutzen-Analyse. Entwickelt hat diese Theorie im 17. Jhd. der französische Mathematiker und Physiker Blaise Pascal.

Wer war Blaise Pascal? 

Blaise Pascal wurde am 19. Juni 1623 geboren. Er wurde nur 39 Jahre alt und verstarb 1662 in Paris. Die Familie war in zweiter Generation amtsadelig und sein Vater, ein Jurist, war zweiter Vorsitzender Richter am Steuergerichtshof. Seine Mutter entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Er hatte eine ältere und eine jüngere Schwester. Blaise Pascal galt als hochbegabt und verblüffte die Fachwelt bereits im Alter von 16 Jahren mit seinen Ausführungen zur Geometrie der Kegelschnitte. 

Seine Erfolge haben dazu geführt, dass er als Namensgeber für die verschiedensten Dinge aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen fungierte, so z.B. aus:

  • der Physik
  • der Mathematik
  • der Informatik
  • der Philosophie
  • der Astronomie

Seine herausragenden Arbeiten galten der physikalischen Einheit des Drucks, dem Satz von Pascal, einem Satz zur Geometrie der Kegelschnitte, der Pascal-Verteilung in der Wahrscheinlichkeitstheorie, der Pascaline, einer 1642 von Pascal erfundenen Rechenmaschine. Und natürlich nicht zuletzt, und darum geht es hier natürlich vorrangig, der Pascalschen Wette. 

Definition der Pascalschen Wette

Die Pascalsche Wette wird auch Wette Pascals oder Pascalsches Kalkül genannt. Es handelt sich um ein Argument, mit dem der Mathematiker und Philosoph Pascal in der Diskussion um einen Gottesbeweis belegen wollte, dass es rationaler sei, an Gott zu glauben als eben nicht an ihn zu glauben. Seine Argumentation basiert auf einer Kosten-Nutzen-Analyse. 

Was besagt das Argument genau? 

In dem Argument geht es darum, dass es rationaler sei, wenn man an Gott glaubt, als dass man es nicht tut. Der potentielle Vorteil dafür, dass man an Gott glaubt, sei das ewige Leben im Himmel, wenn man stirbt, und sei größer als der potentielle Nachteil des Unglaubens, nämlich ein ewiges Leben in der Hölle. Pascal argumentiert weiter, dass selbst dann, wenn eine Existenz Gottes nicht eindeutig bewiesen werden kann, der zu erwartende Nutzen des Glaubens positiver ist und deswegen vernünftigerweise dazu führt, dass man an Gott glaubt. 

Die Argumentation im Detail

Den potentiellen Vorteil leitet Pascal aus der Analyse der Optionen ab, den der Glaube an Gott bietet. Er stellt die Hypothesen auf, dass:

  • Wenn man an Gott glaubt und Gott existiert, so wird man in diesem Fall damit belohnt, dass man in den Himmel kommt, – man hat also gewonnen.
  • Wenn man zwar an Gott glaubt, dieser aber nicht existiert, so gewinnt oder verliert man in diesem Fall nichts. 
  • Wenn man nun nicht an Gott glaubt und dieser auch nicht existiert, so tritt Selbiges ein wie in der vorherigen These, nämlich weder ein Gewinn noch ein Verlust.
  • Das vierte Argument besagt, dass man, wenn man nicht an Gott glaubt, dieser aber gleichwohl existiert und man somit verliert und bestraft wird, man kommt nämlich in die Hölle. 

Im Ergebnis seiner Analyse kommt Pascal zu dem Schluss, dass es somit besser ist, wenn man bedingungslos an Gott glaubt. 

Die Kritik an der Pascalschen Wette

Natürlich gibt es auch zu dem Gottesbeweis (bzw. zu der Einladung Pascals zum Glauben) in Form der Pascalschen Wette einige Kritiker, die aus verschiedenen Lagern kommen. Der Hauptkritikpunkt ist sicherlich, dass es sich bei dieser Argumentation um eine Reduktion des Glaubens auf eine Kosten-Nutzen-Analyse handelt. Die Kritiker argumentieren, dass es bei der Pascalschen Wette nur um eine reine Risikovermeidung gehe und der religiöse Glaube auf eine egoistische Motivation reduziert wird. Sie sind der Meinung, dass wenn man an Gott glaubt, dieser Glaube auf eine tiefe Überzeugung und spirituelle Erfahrung basieren sollte. 

Andere Kritiker sind der Meinung, dass es sich bei der Pascalschen Wette um eine binäre Wahl handelt. Die Wette würde voraussetzen, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder gibt es Gott, oder es gibt ihn eben nicht. Es würde jedoch auch noch viele andere religiöse und philosophische Überzeugungen geben, die dann wiederum nicht in dieses binäre Schema passen. 

Auch dass andere Religionen bei der Pascalschen Wette keine Berücksichtigung finden und sie sich ausschließlich auf den christlichen Glauben konzentriert, wird kritisiert. Würde man die Kosten-Nutzen-Analyse auf andere Religionen anwenden, so würde das wohl zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. 

Weitere Kritikpunkte sind:

  • Die fehlende Berücksichtigung von Ungewissheit
  • Eine Vernachlässigung moralischer Überlegungen
  • Die fehlende Berücksichtigung persönlicher Erfahrungen
  • Eine unklare Definition von Belohnung und Bestrafung

Macht bei so viel Kritik ein Festhalten an der Theorie der Pascalschen Wette überhaupt einen Sinn?

Wie bei den anderen Gottesbeweisen auch, so hängt eine Entscheidung, ob man dann letztendlich an die Pascalsche Wette glaubt, von der persönlichen Überzeugung ab, die unter anderem von theologischen Ansichten und philosophischen Standpunkten genährt wird. Trotz aller Kritik gibt es durchaus Befürworter und Anhänger für diese Theorie. 

Gründe, warum man an die Pascalsche Wette glauben kann, sind:

  • Persönliche Überzeugung
  • Praktische Anwendung
  • Philosophisches Interesse

Es ist eine individuelle Wahl, ob man daran festhält oder eben nicht. Ob man die gesamte Theorie nun ernst nimmt, sollte einer fundierten Meinungsbildung entspringen.