Kosmologischer Gottesbeweis: Braucht das Universum einen Schöpfer?

⏳ Lesezeit: 4 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 15.12.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 15.12.2023

Die Frage, ob sich die Existenz Gottes beweisen lässt, ist nicht so ohne Weiteres zu beantworten. Normalerweise werden wissenschaftliche Fragen aus der Physik oder anderen Naturwissenschaften mit der Durchführung von Experimenten belegt. Das ist aber bei der Frage nach einem geistigen, transzendenten Wesen wie Gott nicht möglich. Um aber doch eine Antwort auf die Frage zu finden, haben Philosophen und Theologen sich an den Gottesbeweisen versucht, einer von ihnen war Thomas von Aquin.

Thomas von Aquin benennt fünf Wege zu Gott

Thomas von Aquin war ein Theologe und Philosoph aus dem 13. Jahrhundert. Er gilt als einer der einflussreichsten Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche. Somit beschäftigte er sich natürlich auch mit dem ontologischen Gottesbeweis, den Anselm von Canterbury aufgestellt hatte. Dieser argumentierte so, dass letztendlich die Nichtexistenz Gottes undenkbar sei, daher muss er existieren. 

Zudem sei laut Anselm Gott das Wesen, über das hinausgehend man nicht in der Lage ist, etwas Größeres zu denken. Diesen ontologischen Gottesbeweis kritisierte Thomas von Aquin aber und versuchte, ihn mit entsprechenden Einwänden zu relativieren bzw. zu widerlegen. Hierzu nutzte er den kosmologischen Gottesbeweis, der sich auf die Existenz des Kosmos und alles Existierende bezieht. Zur Erklärung des kosmologischen Gottesbeweises formulierte er seine „5 Wege zu Gott“:

  • Der unbewegte Beweger
  • Die Ursache ohne Ursache
  • Das kosmologische Argument 
  • Das Argument der Stufungen
  • Das teleologische Argument 

Der unbewegte Beweger 

Dieser erste Weg, um den Gottesbeweis zu erbringen, besagt, dass sich nur etwas bewegen kann, wenn es bewegt wird. Dieser Begriff stammt bereits vom Philosophen Aristoteles. Dieser vertrat die Ansicht, dass wenn etwas in der Welt in Bewegung gesetzt wird, es dafür einer Ursache bedarf, die wiederum letztendlich auf einen unbewegten Beweger zurückgeführt werden muss, der nach Ansicht Aristoteles Gott oder das Göttliche ist.

Dieses Konzept wurde dann im Mittelalter von Thomas von Aquin weiterentwickelt und diente ihm als Grundlage in seiner Argumentation, dass die Existenz Gottes der Ursprung aller Dinge sei. 

Die Ursache ohne Ursache

Eng mit dem zuvor vorgestellten Konzept des „unbewegten Bewegers“ ist die Idee einer Ursache ohne Ursache verbunden. Auch diese Idee wurde von Thomas von Aquin weiterentwickelt und er versuchte, zu erklären, wie es möglich sein kann, dass es eine Ursache ohne Ursache gibt. Der Denkansatz sieht vor, dass die erste Ursache außerhalb der Zeit existiert und somit nicht von einer vorhergehenden Ursache abhängig ist. 

In der Weiterentwicklung des ontologischen Gottesbeweises bezieht sich Thomas von Aquin auf das Konzept des „notwendigen Seins“ und er betrachtet die erste Ursache als das notwendige Sein und somit als den Grund für alles andere in der Welt. 

Das kosmologische Argument 

Auch hier geht die Argumentation dahin, dass zu beobachten ist, dass alles in der Welt in Bewegung ist, es aber eine erste unbewegte Bewegung geben muss. Das kosmologische Argument gibt es in verschiedenen Varianten, wobei alle aber letztendlich versuchen, aufzuzeigen, dass es eine erste Ursache gibt, die selbst keine eigene Ursache hat und somit als Grundlage für das Universum anzusehen ist. 

Es muss vor lange Zeit eine Zeit gegeben haben, in der es weder Mensch noch Tier oder andere physikalischen Objekte gab. Es muss aber etwas anderes gegeben haben, das Thomas von Aquin als Gott bezeichnet. 

Das Argument der Stufungen

Dieser vierte Weg des Thomas von Aquin besagt, dass die Dinge in der Welt, sei es Gut und Böse, oder Tugend, oder Vollkommenheit, unterschiedlich sind. Von allem gibt es Abstufungen. Beurteilen kann man die Abstufungen aber nur, wenn man sie mit einem Maximum vergleicht. Da ein Mensch zum einen gut, aber auch schlecht sein kann, kann das Maximum des Gutseins nicht in den Menschen liegen. Man geht also davon aus, dass es ein Maximum geben muss, das den Maßstab der Vollkommenheit abbildet. Und dieses Maximum wird von uns Gott genannt. 

Das teleologische Argument 

Der fünfte Weg, den Thomas von Aquin beschreibt, das teleologische Argument, besagt, dass es in der Natur eine Unmenge von komplexen und geordneten Strukturen gibt. Diese Strukturen erwecken den Eindruck, dass sie bewusst entworfen wurden. Bei diesem Weg, um die Existenz Gottes zu beweisen, wird argumentiert, dass diese komplexen Strukturen nicht zufällig entstanden sein können. Es ist also davon auszugehen, dass sie eine intelligente Ursache haben müssen. 

Die Kritiker des kosmologischen Arguments

Natürlich gibt es auch zu diesem Gottesbeweis Kritiker. Einige von diesen Kritikern argumentieren, dass nicht zwingend Gott der Verursacher einer ersten angenommenen Ursache sein muss. Ein physikalisches Phänomen oder ein anderes universales Prinzip könnten ebenfalls eine Erklärung sein. 

Andere Kritiker sehen in dem kosmologischen Argument einen logischen Fehlschluss. Sie bezeichnen diesen Fehlschluss als das sogenannte „Argument aus Ignoranz“. Sie meinen, dass nur aus dem Umstand heraus, dass wir die Ursache des Universums nicht kennen bzw. verstehen können, nicht zwingend die Existenz Gottes die einzig mögliche Erklärung ist. 

Somit bleibt die Frage nach der Notwendigkeit eines Schöpfers, der unser Universum erschaffen hat, also umstritten. Die großen Theologen und Philosophen dieser Welt werden weiterhin reichlich an dieser Frage zu diskutieren haben, da es keine endgültige Antwort auf diese Frage gibt und die Meinungen, die dazu vertreten werden, stark variieren.