Fakten im Check: War Jesus eine historische Person und hat er wirklich gelebt?

⏳ Lesezeit: 5 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 16.10.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 16.10.2023

Für gläubige Christen ist Jesus die zentrale Person des neuen Testaments und der leibhaftige Sohn Gottes auf Erden. Er soll Wunder gewirkt haben und schließlich am Kreuz gestorben sein. Doch hat Jesus wirklich gelebt und gab es ihn als historische Person? In diesem Beitrag werde ich mich anhand von Bibelstellen und anderen historischen Quellen auf die Suche nach der Antwort zu dieser Frage machen. 

Taugt die Bibel als Beweis für die historische Existenz von Jesus?

Natürlich wird die Existenz von Jesus in der Bibel intensiv bezeugt. Leider gibt es wenig zeitgenössische Aufzeichnungen aus der Zeit, in der Jesus gelebt haben soll. Die meisten Informationen, die uns vorliegen, kannst du den Evangelien der Bibel entnehmen. Dort beginnen wir also mit unserer Suche.

Bei den vier Evangelien des Neuen Testaments handelt es sich um Erzählungen, die rund um Jesus Geburt, Jesus Wirken und letztlich seine Kreuzigung und den Aufstieg in den Himmel berichten. Sie werden vier Autoren zugeschrieben: 

  • Matthäus
  • Markus
  • Lukas 
  • Johannes

In diesen Texten findest du die entsprechenden Berichte, die das Leben sowie die Lehren und auch den Tod von Jesus beschreiben. Es sind zwar religiöse Schriften, sie werden aber von den Historikern als wichtige Quellen akzeptiert, um Informationen über Jesus zu erhalten. 

So kannst du zum Beispiel in Johannes 1,14 lesen: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

In Markus 1,9-11 heißt es: „Und es geschah in jenen Tagen, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und von Johannes im Jordan getauft wurde. […] Und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ 

Ob man daran glaubt, dass diese Dinge wirklich so geschehen sind, ist eine Frage der individuellen Religiosität. Fakt ist jedoch, dass mehrere biblische Autoren unabhängig voneinander von Jesus berichtet haben. Dass es da zumindest eine historische Person gegeben hat, die den Autoren als Vorbild gedient hat, scheint demnach sehr wahrscheinlich zu sein.

Weltliche Beweise für Jesus als historische Person

Viele Historiker sind sich darüber einig, dass eine Person mit dem Namen Jesus von Nazareth tatsächlich im ersten Jahrhundert in der Region von Palästina lebte. Es gibt zahlreiche Quellen, die direkt oder indirekt dafür sprechen.

Erwähnung durch den Historiker Tacitus

Gestützt wird diese These durch indirekte Beweise, wie sie in der Erwähnung in Veröffentlichungen des römischen Historikers Tacitus und seines jüdischen Kollegen Flavius Josephus zu sehen sind. Tacitus zum Beispiel beschreibt in seinen „Annalen“ einen Mann, der eine religiöse Bewegung anführte, die von Pontius Pilatus verurteilt wurde. 

Pontius Pilatus soll wirklich gelebt und Menschen gekreuzigt haben

Pontius Pilatus ist dafür bekannt, dass er derjenige war, der während seiner Amtszeit als Statthalter der Provinz Judäa von 26 bis 36 n. Chr. das Todesurteil gegen Jesus aussprach. 

Dass er diese Rolle einnahm, bestätigen vor allem die Ausführungen der bereits angeführten Evangelien des Neuen Testaments, gesicherte historische Aufzeichnungen über sein weiteres Leben sind nicht bekannt. 

Archäologische Beweise, die darauf hinweisen, dass alles tatsächlich so stattgefunden haben kann, wie es in den Evangelien niedergeschrieben steht, gibt es allerdings auch. In Inschriften, die gefunden wurden, wird zum Beispiel der Name Pontius Pilatus erwähnt. 

Außerdem wurden an dem Ort, wo die Kreuzigung von Jesus stattgefunden haben soll, entsprechende Überreste von Kreuzigungsopfern entdeckt, die belegen, dass Hinrichtungen in dieser Form auch tatsächlich praktiziert wurden. 

Passend kannst du dazu kannst du auch in der Bibel weiterlesen: In Markus 15,21-41 wird die Verurteilung Jesu durch Pilatus, sein Leidensweg und seine Kreuzigung beschrieben. Mit der gleichen Thematik beschäftigen sich auch Matthäus 27, 32-56, Lukas 23,26-49 sowie Johannes 19,16-37. 

Es gibt noch weitere historische Quellen

Es gibt noch weitere Quellen, die keinen christlichen Bezug haben, aber Hinweise dazu liefern, dass Jesus als echte Person tatsächlich existierte. 

Und zwar wurde die Existenz von Christen in einem Brief des römischen Historikers Plinius der Jüngere an Kaiser Trajan um 112 n. Chr. erwähnt. Und auch der Schriftsteller Lucian von Samosata schrieb über Jesus in seinem Werk „Der Tod des Peregrinus“, welches im 2. Jahrhundert erschien. 

Die These von der historischen Existenz von Jesus wird auch dadurch untermauert, dass sich seine Lehren über das Reich Gottes und die Geschichten über die von ihm praktizierten Wunderheilungen als typisch für jüdische Propheten aus dieser Zeit in den Kontext des Judentums des ersten Jahrhunderts einfügen. 

Was sagen die Skeptiker?

Ich kann dir ganz klar sagen, dass die Historiker in ihrer Mehrheit die Existenz von Jesus als eine reale historische Person anerkennen. 

Es gibt jedoch eine kleine Minderheit von Skeptikern, die der Meinung sind, dass die heute verfügbaren Quellen nicht ausreichen würden, um zweifelsfrei zu belegen, dass Jesus wirklich gelebt hat. Sie vermuten, dass viele Informationen über Jesus entweder irgendwann wahrheitswidrig hinzugefügt oder verfälscht wurden. 

Zu diesen Skeptikern gehören Robert M. Price, Richard Carrier und Earl Doherty. In ihrer Argumentation vertreten sie folgende Ansichten: 

  • Die Beweise für die historische Existenz von Jesus sind nicht ausreichend
  • Die Evangelien sind religiöse Schriften, die mythologische Elemente enthalten
  • Es fehlen zeitgenössische Aufzeichnungen, die eine historische Existenz Jesu belegen 

Die meisten Historiker sind sich aber auch darüber einig, dass die genauen Details des Lebens und der Lehren von Jesus von Nazareth weiterhin erforscht werden müssen. Für Historiker ist dabei nicht einmal so wichtig, ob Jesus wirklich der Sohn Gottes war, sondern wann, wo und wie er gelebt und Einfluss auf die Gesellschaft genommen hat.

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Bericht von Theologe Wolfgang Reinbold im Tagesspiegel