Zu Jesus beten oder zu Gott: Oder macht es keinen Unterschied?

⏳ Lesezeit: 4 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 08.11.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 08.11.2023

Eigentlich denke ich, dass ein Gebet, egal, welche Worte man nun verwendet, den richtigen Adressaten erreicht. Es gibt aber auch sicher Menschen, die der Meinung sind, dass ein Gebet seinen Adressaten nicht erreicht, wenn man die falsche Ansprache wählt. Im Folgenden versuche ich zu ergründen, welche der beiden Thesen nun wahrscheinlicher ist.

Wie können wir uns der Frage ein wenig annähern?

Um die Frage zu beantworten, bemühe ich zunächst ein Bibelzitat. In Lukas 11:1,2 wird Jesus gebeten: „Herr, lehre uns beten.“ Und die Antwort von Jesus auf diese Bitte lautete: „Wann immer ihr betet, so sprecht: ´Vater´.“ Ähnlich sprach er in der Bergpredigt: „Bete zu deinem Vater.“ Und gleichzeitig sicherte er denjenigen, die ihm zuhörten, zu, dass Gott, der Vater, wisse, welche Dinge sie benötigten, noch ehe sie ihn darum baten. 

Auch Johannes (16,23) schildert uns eine Situation, aus der wir sehen können, zu wem wir beten sollen. In der letzten Nacht, die Jesus als Mensch auf der Erde weilte, wandte er sich an seine Jünger mit den Worten: „Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er es euch in meinem Namen geben.“ Diese Worte erklären auch ganz deutlich, an wen wir unsere Gebete richten sollen. 

Verschiedene theologische Ansichten

Zur Frage, ob man im Christentum zu Jesus oder zu Gott beten soll, werden verschiedene theologische Ansichten und Überzeugungen vertreten. Auf der einen Seite wird argumentiert, dass Jesus durch seine Position als Sohn Gottes eine einzigartige Rolle einnimmt, und wenn man an ihn das Gebet richtet, dieses eine besondere Bedeutung hat. 

Dadurch, dass Jesus Mensch wurde, um die Welt zu erlösen, bestand die Möglichkeit, eine direkte Verbindung zwischen Gott und den Menschen herzustellen. Diejenigen, die diese Ansicht vertreten, sind der Meinung, dass Jesus die Gebete der Menschen hört und uns bei Gott vertritt. Durch das Gebet haben sie die Möglichkeit, die Liebe, Gnade und Führung durch Jesus in Anspruch zu nehmen. 

Diejenigen, die die Ansicht vertreten, dass ihre Gebete an Gott gerichtet werden müssten, berufen sich auf die Allmacht und Allwissenheit Gottes. Sie sind der Meinung, dass Gott als der Schöpfer des Universums und Herrschers über alle Dinge, selbst unsere Gebete hört und auch selbst antwortet. 

Die dritte Fraktion, die es zu dieser Frage gibt, betet gleichermaßen zu Gott und zu Jesus. Für sie richten sich ihre Gebete an eine Person der Dreifaltigkeit Gottes. Somit handelt es sich um ein Gebet an alle drei Personen gleichzeitig: 

  • den Vater
  • den Sohn 
  • den Heiligen Geist. 

Was ist die Dreifaltigkeit? 

Die Dreifaltigkeit ist ein Mysterium, das sehr schwer zu erklären ist. Es geht um die Einheit Gottes in drei Personen. Die Lehre hierzu ist in der christlichen Theologie äußerst komplex und tiefgründig. 

Bei der Dreifaltigkeit geht es um:

  • Einheit in Vielfalt
  • Gleichwertigkeit 
  • Gegenseitige Beziehung
  • Zusammenarbeit
  • Offenbarung

Einheit in Vielfalt

Mit der Dreifaltigkeit wird zum einen die Einheit Gottes betont, zum anderen aber gleichzeitig anerkannt, dass drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, existieren. Diese drei Personen sind aber nicht voneinander getrennt zu sehen, sondern bilden eine untrennbare Gemeinschaft. 

Gleichwertigkeit 

Jede der drei Personen, die die Dreifaltigkeit verkörpern, spielt zwar eine einzigartige Rolle, aber es sind alle drei gleichwertig zu sehen, keine ist größer oder wichtiger als die andere. Alle drei teilen dieselbe göttliche Natur. 

Gegenseitige Beziehung 

Vater, Sohn und Heiliger Geist haben eine ewige und liebevolle Beziehung zueinander. Der Vater liegt den Sohn, der Sohn wiederum liebt den Vater, und beide senden den Heiligen Geist aus. Die drei durchdringen sich gegenseitig in ihre Beziehung und sind miteinander verbunden. 

Zusammenarbeit

Obwohl sowohl der Vater wie auch der Sohn und der Heilige Geist eine eigene Rolle spielen, arbeiten sie zusammen und sind so in der Lage, das Werk der Schöpfung und Erlösung zu vollbringen. Gott sendet Jesus in die Welt, um die Menschen zu erlösen. Der Heilige Geist wirkt in den Gläubigen und gibt ihnen Führung und Kraft. 

Offenbarung 

Verschiedene Ereignisse und Aussagen in der Bibel offenbaren uns die Dreifaltigkeit. Gleichzeitig erleben wir alle drei in der Geschichte um die Taufe Jesus im Jordan. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind gleichzeitig präsent. Während Jesus getauft wird, spricht der Vater vom Himmel herab und der Heilige Geist erscheint in Gestalt einer Taube. 

Macht es also doch keinen Unterschied?

Wichtig ist letztlich die persönliche Beziehung, die der Betende zu Gott oder zu Jesus hat. Wen er letztendlich anbetet, sollte jeder Gläubige für sich selber entscheiden. Wichtig beim Beten ist nur, dass es mit aufrichtiger Hingabe und Glauben begleitet wird. Wenn eine Verbindung mit dem Göttlichen hergestellt wurde, dann wird der Betende auch Trost, Führung und Unterstützung im Gebet finden.