Jesus als Sohn Gottes: Biblische Grundlagen, historische Aussagen und alternative Deutungen

⏳ Lesezeit: 4 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 31.10.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 31.10.2023

Die Vermutung, dass Jesus nicht der leibliche Sohn Gottes ist, ergibt sich unter anderem auch aus der Weihnachtsgeschichte, nach der Jesus ja von der Jungfrau Maria geboren wurde. Es gab also keine Zeugung im biologischen Sinne, aber es war laut der Bibel auch kein menschlicher Vater an der Zeugung beteiligt. Wie kann man also die Deutung, Jesus sei Gottes Sohn, verstehen?

Welche biblischen Quellen sprechen von Jesus als Sohn Gottes? 

Die Evangelien, die uns schon zu anderen interessanten Fragen eine Reihe hilfreicher Auskünfte geben konnten, liefern uns auch hier einige weitere Hinweise:

  • Matthäus 3,17
  • Matthäus 16,16
  • Markus 1,11
  • Johannes 1,34

Matthäus 3, 17 und Markus 1,11 – „Du bist ist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“

Dieser Ausspruch wird in beiden Evangelien ähnlich wiedergegeben. Der Satz wird angeblich bei der Taufe Jesu im Jordan gehört und entstammt einer Stimme, die vom Himmel spricht, nachdem der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschienen ist. 

Interpretiert wird die Aussage als eine Art Bestätigung der Beziehung Gottes zu Jesus. Hiermit wird die einzigartige Verbindung zwischen Jesus und Gott aufgezeigt und vermittelt, dass Gott mit Jesus zufrieden ist. In dieser Aussage wird auch die Dreifaltigkeit Gottes betont. 

Diese Worte stellen ein äußerst wichtiges Momentum in der biblischen Erzählung dar. Durch sie wird die Identität Jesu als Sohn Gottes bestätigt und die Zustimmung Gottes zu Jesus Mission wird aufgezeigt. Sie können als Grundlage des christlichen Glaubens an Jesus als Erlöser der Welt angesehen werden. 

Matthäus 16,16 – Petrus erklärt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“

Petrus tätigt diese Aussage, nachdem Jesus seine Jünger fragt, wer die Menschen sagen, dass er sei. Durch die Worte Petrus „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, bekennt er seinen Glauben an Jesus als den Messias und den Sohn Gottes. Die Aussage lässt auch die Überzeugung der Jünger von Jesu göttlicher Natur erkennen. 

Johannes 1,35 – Johannes der Täufer bezeugt: „Und ich habe gesehen und bezeugt, dass dieser ist Gottes Sohn“

Als ein Vorläufer Jesu und ein Prophet, der die Menschen zur Buße aufforderte und sie auf die Ankunft des Messias vorbereitete, war es Johannes, der Jesus taufte und dabei erkannte, dass dieser der verheißene Sohn Gottes sei. Mit dieser Aussage bezeugt er aber nicht nur seine eigene Überzeugung, dass Jesus göttlicher Natur sei. Die Aussage kann auch dazu herangezogenen werden, um als ein Zeugnis für andere zu dienen, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist. 

Auch dieser Ausspruch kann, wie die vorhergehenden auch, als ein Beispiel dafür dienen, um den göttlichen Status zu belegen und Jesus als Sohn Gottes zu bezeugen. Mit diesen Aussagen ist die Grundlage für den christlichen Glauben an Jesus als menschgewordenen Gottessohn geschaffen. 

Historische Deutungen zu „Jesus als Sohn Gottes“ 

Je nachdem, welchen historischen Kontext und welche theologische Perspektive man zu dieser Fragestellung bemüht, erhält man einige wichtige Deutungen. 

Eine frühchristliche Perspektive besagt, dass in den ersten Jahrhunderten des Christentums Jesus als der Sohn Gottes im Sinne seiner göttlichen Natur verstanden wurde. Als Grundlage für diese Deutung diente das Verständnis, dass Jesus der Messias sei, der von Gott gesandt wurde, mit dem Ziel, die Menschheit zu erlösen. 

Im 4. Jahrhundert dann entwickelte sich die Perspektive dahingehend, dass mit der Entwicklung der Lehre der Dreifaltigkeit Jesus als der ewige Sohn Gottes betrachtet wurde. Die Dreifaltigkeit besagt, dass Gott in drei Personen existiert, und zwar dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Alle drei bilden eine göttliche Einheit. 

Es gibt aber auch Sichtweisen, die davon ausgehen, dass Jesus nicht von Anfang an göttlich war. Erst bei seiner Taufe oder Auferstehung sei er zum Sohn Gottes erhoben worden. Es wird betont, dass Jesu menschlicher Natur war und seine Annahme als Sohn Gottes durch eine besondere Beziehung zu Gott zustande kam. 

Historisch-kritische Meinungen

Es gibt durchaus kritische Meinungen, die davon ausgehen, dass diese zuvor beschriebenen Aussagen nicht auf eigene Worte Jesu zurückgehen, sondern erst später in den Evangelien hinzugefügt wurden. Es handele sich also nicht um historisch belegte Tatsachen, sondern um theologische Interpretationen der frühen Christen. 

Weitere Perspektiven

Wieder andere Meinungen hegen einen mythologischen Ansatz. Die Argumentation geht in die Richtung, dass davon ausgegangen wird, die Vorstellung von Jesus als Sohn Gottes basiere auf mythologischen Vorstellungen und religiösen Traditionen, wie sie im antiken Nahen Oster vorkamen. Hier wurden des Öfteren Götter oder Halbgötter als Söhne bzw. Nachkommen der Götter betrachtet. 

Auch mit einem politischen Ansatz lässt es sich an die Fragestellung herangehen. Hierzu wird die Aussage „Jesus als Sohn Gottes“ in einem politischen Kontext des Römischen Reiches betrachtet. Hier wird der Bezeichnung „Sohn Gottes“ eine politische Bedeutung beigemessen, die darauf verweist, dass Jesus eine besondere Autorität hatte und seine Macht über der des römischen Kaisers hinausging.

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Hanna Willhelm – Glaubens-FAQ