Die Geburt von Jesus: Theorien um den Ort und eine mögliche Geburt im Sommer!

⏳ Lesezeit: 4 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 26.10.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 26.10.2023

Du feierst sicher genauso gerne wie ich das Weihnachtsfest und kennst die biblische Geschichte, die hinter dem Fest steht. In diesem Artikel möchte ich mich aber mit der Frage beschäftigen, ob rund um die Geburt Jesu auch andere Theorien um seinen Geburtsort und die Zeit seiner Geburt einer Überprüfung standhalten können. 

Kommen ein anderer Ort und eine andere Jahreszeit für die Geburt von Jesus in Betracht? 

Nicht alle Gelehrten sind sich darüber einig, wo und wann Jesus denn nun wirklich geboren wurde. Einige Gründe sprechen aber eindeutig dagegen, dass die Geburt tatsächlich zu Weihnachten stattgefunden hat, und dass sie auch bestimmt nicht in dem Stall zu Bethlehem stattgefunden haben kann.

Zu den Gründen zählen:

  • Historische und geografische Beweise, die für einen anderen Ort sprechen
  • Kulturelle Kontexte, die für eine andere Jahreszeit sprechen
  • Der Einfluss von heidnischen Festen
  • Die römische Volkszählung deutet auf eine andere Jahreszeit hin
  • Astronomische Hinweise sprechen für einen anderen Zeitpunkt

Welche historischen und geografischen Beweise gibt es?

Entgegen der Überlieferung, dass Jesus in einem Stell zur Welt gekommen sein soll, geht man eigentlich gesichert davon aus, dass er in einer Höhle geboren wurde. So kann es auch in den Evangelien von Matthäus (2, 1) und Lukas (2,4-11) nachgelesen werden. An der Stelle, wo sich die Geburtshöhle befindet, wurde durch Kaiser Konstantin in der Zeit zwischen 325 und 330 n. Chr. die Geburtskirche Jesu errichtet, in der sich eine Öffnung zur Geburtsgrotte befindet, so dass Besucher die Grotte auch zum Beten betreten können. 

Im Laufe der Jahrtausende wurde die Kirche mehrfach neu- und umgebaut. Der Eingang zur Geburtskirche hat eine Durchgangshöhe von nur 1,20 m. Durch die gebückte Haltung, die man einnehmen muss, um ins Innere der Kirche zu gelangen, hat der Durchgang auch den Namen „Demutspforte“ erhalten. Seit 2012 ist die Geburtskirche von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft worden. 

Welche biblischen und kulturellen Kontexte sprechen für eine Geburt im Sommer? 

Bei den Geschichten um die Geburt Jesus wird oft erwähnt, dass Hirten auf den Feldern waren. Dort traf man sie an, als ihnen die Geburt Jesu verkündet wurde. Wäre es nun Winter gewesen, so ist es wahrscheinlich, dass die Hirten mit ihren Herden in den Ställen anzutreffen gewesen wären. 

Ein weiterer Grund wird darin gesehen, dass die Rede davon ist, Maria und Josef seien nach der Geburt zur Reinigung in den Tempel gegangen. Ein solcher Brauch wird auf einen Zeitpunkt von 40 Tagen nach der Geburt festgelegt und verweist ebenfalls auf eine Geburt im Sommer. 

Welcher Einfluss von heidnischen Festen spielt hier eine Rolle?

Das germanische Julfest oder die römische Feier des Sonnengottes Sol Invictus fallen in die gleiche Zeit wie das Weihnachtsfest. Die christliche Alternative zu den beiden heidnischen Feierlichkeiten wurde als konkurrierendes Fest auf den 25. Dezember gelegt, obwohl die genaue Jahreszeit der Geburt Jesu gar nicht bekannt war. In einem Forschungsblog der Universität Erfurt nimmt Prof. Dr. Kai Brodersen zur Frage des Zeitpunkts der Geburt Jesu ausführlich Stellung. 

Welche Rolle spielt die römische Volkszählung bei unserer Frage?

Die römische Volkszählung soll Anlass gewesen dafür gewesen sein, dass Maria und Josef sich auf den Weg in ihr Heimatdorf machten, da sie dort erfasst werden sollten. So eine Volkszählung wird aber aller Voraussicht nach nicht im Winter stattgefunden haben können, da gleichzeitig mit so einer Zählung auch Ernteerträge bestimmt wurden. Somit wird die Hypothese gestützt, dass Jesus wirklich auch im Sommer geboren sein könnte. 

Welche astronomischen Hinweise verweisen auf eine Geburt von Jesus im Sommer? 

Der Stern von Bethlehem spielt in der Weihnachtsgeschichte ja auch eine nicht unerhebliche Rolle. Er soll die Weisen, die aus dem Osten kamen, zur Geburt Jesu geführt haben. Einige Forscher sehen hier aber möglicherweise ein besonderes astronomisches Ereignis, also die besondere Stellung von Planeten zueinander, oder einen Kometen. Astronomische Berechnungen verweisen eher auf ein solches Ereignis, welches im Sommer stattgefunden haben könnte. 

Welche dieser Theorien kann als am wahrscheinlichsten angenommen werden? 

Sowohl die Frage um den Geburtsort von Jesus als auch die zum Zeitpunkt der Geburt wird kontrovers diskutiert. Für keine der hypothetischen Meinungen gibt es eindeutige Beweise, so dass man wohl davon ausgehen muss, dass die genaue Geburt von Jesus weiterhin ein historisches Rätsel bleiben wird. Das Weihnachtsfest als Geburtstag Jesus werden wir also wohl weiterhin vor dem Hintergrund spiritueller und symbolischer Werte feiern. 

Lesetipps

Prof. Dr. Kai Brodersen im WortMelder – Forschungsblog der Uni Erfurt 

Planet Wissen – Jesus von Nazareth