Teleologischer Gottesbeweis: Am Ende ergibt alles einen Sinn?

⏳ Lesezeit: 5 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 25.01.2024

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Die Natur ist komplex und in vielerlei Hinsicht zweckmäßig. Der teleologische Gottesbeweis ist aus der Idee heraus erwachsen, dass eine Erklärung für diese Komplexität und Zweckmäßigkeit nicht nur in natürlichen Prozessen zu suchen ist. Die Befürworter des teleologischen Gottesbeweises behaupten, dass es eines intelligenten Schöpfers bedurfte, um die Präzision und Feinabstimmung in der Natur vorzunehmen. Nachfolgend möchte ich hierzu einige weitere Fakten beleuchten.

Das perfekt abgestimmte Universum — kann das Zufall sein?

Das Argument des „fein abgestimmten Universums“ wird häufig von den Befürwortern dieses Gottesbeweises angeführt. Mit diesem Argument vertreten sie die Auffassung, dass es fundamentale Konstanten und Gesetze der Physik gibt, die so präzise eingestellt sind, dass schon die kleinste Änderung dazu führen könnte, dass kein Leben mehr in unserem Universum möglich sein würde. Das Universum muss also von einer bestimmten Macht bewusst so gestaltet worden sein, um unser Leben überhaupt erst zu ermöglichen. 

Lebende Organismen sind in ihrer Struktur und Funktionsweise extrem komplex, so die weitere Argumentation, die den teleologischen Gottesbeweis stützen soll. Die Möglichkeit, wie Lebewesen sich an ihre Umwelt und die komplexen biologischen Prozesse anpassen können, gilt als Beweis für die intelligente Gestaltung. 

Wer hat den teleologischen Gottesbeweis aufgestellt? 

Es waren einige der schlausten Köpfe der menschlichen Geschichte an der Formulierung der Argumente zum telelogischen Gottesbeweis beteiligt. Das waren u.a.:

  • Aristoteles
  • Thomas von Aquin
  • William Paley

Der Anfang der Argumentation ist sicherlich bei dem bereits in der Antike wirkenden griechischen Philosophen Aristoteles zu suchen. Er war der Erste, der die Idee eines göttlichen Urhebers als Erklärung für die Ordnung und Zweckmäßigkeit in der Natur vorbrachte. Und auch der christliche Denker Thomas von Aquin entwickelte den teleologischen Gottesbeweis weiter und argumentierte, dass die Ordnung und Harmonie in der Natur auf einen intelligenten Schöpfergott hinweisen würden. 

In der Neuzeit nahm sich der moderne Philosoph William Paley dieses Themas an und vertrat ebenfalls die Meinung, dass ein „fein abgestimmtes Universum“ auf einen intelligenten Schöpfer schließen lassen würde.

Aristoteles teleologischer Gottesbeweis

Der teleologische Gottesbeweis, so wie Aristoteles ihn definierte, basierte auf dessen Vorstellung von Ursache und Zweck in der Natur. Das heißt, dass alles in der Natur eine bestimmte Funktion oder Zweck hat. Diese Funktionalität oder Zweckmäßigkeit weisen nach seiner Theorie auf eine intelligente Planung hin. Nach Aristoteles wurde die natürliche Welt von einem göttlichen Urheber geplant und gestaltet und somit wurde Ordnung und Harmonie in der Natur ermöglicht. 

Zentrales Konzept in dem teleologischen Argument, so wie es Aristoteles auslegt, ist die Idee der finalen Ursache. Das bedeutet, dass er sich vorstellte, dass Dinge in der Natur auf einen bestimmten Zweck hin ausgerichtet sind. Die Struktur und Funktionsweise lebender Organismen galten für ihn als Beweis für eine bewusste Gestaltung, die von einem göttlichen Schöpfer vorgenommen wurde. Die Komplexität und Anpassungsfähigkeit der lebenden Organismen können nach seiner Argumentation nicht zufällig entstanden sein, sondern verweisen auf eine intelligente Planung. 

Die Ansätze von Aristoteles zum teleologischen Gottesbeweis nahmen bedeutenden Einfluss auf spätere Diskussionen von Philosophen und Theologen über die Existenz Gottes. Seine Ansätze wurden später unter anderem von Thomas von Aquin weiterentwickelt. Zudem wurde die Entwicklung des christlichen theologischen Denkens im Mittelalter durch seine Argumentation beeinflusst. 

Thomas von Aquins teleologischer Gottesbeweis

Der teleologische Gottesbeweis wird auch als „Beweis vom Zweck oder Design“ bezeichnet. Er gehört zu einem der fünf klassischen Gottesbeweise, die Thomas von Aquin in seiner „Summa Theologiae“ formulierte. Damit nahm er die Gedanken von Aristoteles auf, die auf der Beobachtung der Ordnung und des Designs in der Natur beruhten. Für diese Ordnung und Komplexität muss die Existenz eines intelligenten Schöpfers verantwortlich sein, – nämlich Gott. 

Als ein Bespiel, das für seine Argumentation spricht, führte er an, dass die natürliche Welt eine Ordnung und einen Zweck aufweist, die man am besten durch die Existenz eines intelligenten Schöpfers erklären kann. Dieses versuchte er am Beispiel der Bewegung der Himmelskörper, dem Wachstum von Pflanzen und der Funktionsweise des menschlichen Körpers zu verdeutlichen. Thomas von Aquin argumentierte weiter, dass es ausgesprochen unwahrscheinlich sei, dass solch komplexe Strukturen rein zufällig entstanden sein könnten. 

Wenn es auch Kritik an dieser Denkweise gibt, die mit dem Problem des Bösen und Leidens begründet wird, bleibt der teleologische Gottesbeweis ein wichtiger Bestandteil der theologischen Diskussion über die Existenz Gottes und nimmt auch heute noch Einfluss auf philosophische und theologische Diskussionen. 

William Paley

Anfang des 19. Jahrhunderts befasste sich auch William Paley als ein bedeutender englischer Theologe, Philosoph und Naturforscher mit dem teleologischen Gottesbeweis. Er ist vor allem durch sein Werk „Natural Theology or Evidences oft he Existence and Attributes oft he Deity“ bekannt geworden, das 1802 veröffentlicht wurde. In diesem Werk präsentierte er dann sein berühmtes teleologisches Argument. Dieses Argument basiert auf dem Konzept der Analogie. 

Sein Analogie-Argument verglich die Ordnung und Komplexität der Natur mit einem Uhrwerk. Die Welt und die Lebewesen seien so komplex und gut angepasst, wie man es sonst von einem Uhrwerk kennt, das von einem Uhrmacher geschaffen wurde. Analog zum Uhrmacher muss die Natur von einem intelligenten Schöpfer, nämlich Gott, erschaffen worden sein. 

Mit seinem Argument nahm Paley einen großen Einfluss auf die theologische und philosophische Diskussion, die zu seiner Zeit stattfand, und auch darüber hinaus behielt sein teleologischer Gottesbeweis einen herausragenden Stellenwert. 

Kritik am teleologischen Gottesbeweis 

Es gibt aber natürlich auch Kritiker, die den teleologischen Gottesbeweis so nicht hinnehmen wollen. Sie sind der Meinung, dass die Ordnung in der Natur gleichwohl durch evolutionäre Prozesse erklärt werden kann. Für sie gibt es keinen zwingenden Grund, anzunehmen, dass die gegebene Ordnung auf einen göttlichen Plan zurückzuführen ist. Ein Widerspruch zu einer göttlichen Ordnung bzw. zu einem allmächtigen und gütigen Schöpfergott würde auch das Problem mit dem bestehenden Leid und Übel in der Welt darstellen.