Der Sündenfall in der Bibel: Der Übergang von Tier zu Mensch als eigentliche Bedeutung?

⏳ Lesezeit: 5 Minuten / 📆 zuletzt aktualisiert: 20.11.2023

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📆 zuletzt aktualisiert: 20.11.2023

Das Bild hat sicher jeder irgendwie vor Augen: Adam und Eva stehen nackt, also wie Gott sie erschuf, inmitten des Garten Eden und Eva isst von einem Apfel. Dieser eigentlich doch recht idyllische Anblick stellt sich im Nachhinein als der Sündenfall dar. Es war Adam und Eva nämlich verboten, von der verbotenen Frucht zu essen. Aber was genau ist der Sündenfall und welche Auswirkungen hat er letztendlich für uns gehabt?

Der Baum der Erkenntnis im Garten Eden 

Der Garten Eden wird allgemeinhin auch als das Paradies bezeichnet. Er wurde von Gott geschaffen, damit Adam und Eva als die ersten beiden Menschen im Einklang mit der Natur dort leben und gedeihen konnten. Und obwohl sie nackt waren, schämten sie sich nicht. Beschrieben wird das alles im Buch Genesis. 

An diesem Ort der Fülle und Schönheit gab es alle Arten von Bäumen, die schön anzusehen waren und als gute Nahrungsquelle dienten. Im Zentrum des Paradieses befanden sich noch zwei besondere Bäume, zum einen der Baum des Lebens und zum anderen der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. 

Adam und Eva wurden von Gott gewarnt, dass sie sterben würden, wenn sie vom Baum der Erkenntnis essen würden. In der Folge wurde Eva von der Schlange verführt und sie aß trotz aller Mahnungen von der verbotenen Frucht. Eva gab auch Adam von dieser Frucht zu essen. 

Dieser Akt des Ungehorsams löste zweierlei bei Adam und Eva aus: 

  • Sie erlangten Erkenntnis über Gut und Böse
  • Sie wurden sich ihrer Nacktheit bewusst und versuchten nun, ihre Scham zu bedecken.

Was dieser Akt aber vor allem noch auslöste, war die Vertreibung der beiden aus dem Paradies. Und zwar deshalb, weil dieser Ungehorsam als Sünde betrachtet wurde. Dieser Sündenfall markiert unter anderem den Übergang vom unschuldigen Zustand des Tieres zum bewussten Zustand des Menschen. 

Mit dem Verlust des Zugangs zum Garten Eden wird auch der Beginn einer getrennten Beziehung zwischen Mensch und Gott begründet. Vor dem Sündenfall lebten Adam und Eva im Paradies, einem Ort ohne Leid und Sünde, in enger Gemeinschaft mit Gott. Nach ihrer Vertreibung lebten sie ein Leben voller Mühsal und Leid. 

Verschiedene Deutungen des Sündenfalls

Für den Garten Eden und den Sündenfall wurden im Laufe der Jahrtausende währenden Geschichte verschiedene Interpretationen und Deutungen überliefert. Das Paradies gilt für viele als ein Symbol für das Streben nach Harmonie, Frieden und vollendetem Glück. Einige religiöse Traditionen hegen auch die Hoffnung auf eine Wiederherstellung des Paradieses in der Zukunft. 

Der Sündenfall hingegen gilt als der Ursprung des Bösen. Er ist für die Trennung zwischen Gott und der Menschheit verantwortlich. Mit dem Biss Evas in den Apfel wurde die Erbsünde auf alle Menschen übertragen, was bedeutet: Alle Menschen sind von Natur aus sündhaft. 

Auslegungen aus theologischer und philosophischer Sicht. 

Theologische und philosophische Auslegungen sehen im Sündenfall den Moment, in dem durch den Ungehorsam von Adam und Eva eine Kluft zwischen den beiden und Gott geschaffen wurde, welche im Weiteren zu einer Trennung und Entfremdung führte, was gemeinhin als Sünde bezeichnet wird. 

Durch den Sündenfall in der Bibel werden auch Fragen über die Natur des Menschen und das Verhältnis zwischen Gut und Böse aufgeworfen, ebenso wie die Existenz des Leidens und die Notwendigkeit von Erlösung. Die Trennung von Gott, die der Mensch durch den Sündenfall erfahren hat, hat ihn in einen Zustand des Leidens und der Sünde gebracht. Der Weg, diese Trennung zu überwinden und wieder die Nähe zu Gott zu finden, wird als Erlösung angesehen. 

Einige Interpretationen gehen davon aus, dass der Mensch von Natur aus sündhaft ist. Er neigt außerdem dazu, gegen die Gebote, die Gott uns gegeben hat, zu verstoßen. Die Tür für das Böse wurde geöffnet durch den Akt des Ungehorsams. Mit diesem Moment sieht sich die Menschheit mit Leiden, Ungerechtigkeit und Sünde konfrontiert, alles Dinge, die es vor dem Sündenfall nicht gab. 

Eine Sichtweise der ganz anderen Art

Eine andere Sichtweise wertet den Sündenfall als einen Ausdruck für menschliche Freiheit und die Fähigkeit zur Wahl. Zwar hat der Mensch die Fähigkeit, sich zwischen dem Guten und dem Bösen zu entscheiden. Diese Freiheit hat aber zur Folge, dass ihm Sünde und Leid widerfahren. 

Wie passen der Sündenfall und die Evolution zusammen? 

Ausgehend davon, dass Adam und Eva anfangs nackt waren und die Scham erst nach dem Essen von der verbotenen Frucht einsetzte, stelle ich mir die Frage, wie diese Geschichte der Bibel mit der Evolution vereinbar ist. Diese Frage stellt sich mir deshalb, weil auch die Frühmenschen anfangs nackt waren und auch bei ihnen die Bedeckung der Scham mittels Kleidung ja irgendwann einsetzte. 

Wie Sündenfall und Evolution miteinander in verschiedenen religiösen und theologischen Traditionen unterschiedlich interpretiert wird, lässt sich unter verschiedenen Perspektiven betrachten:

  • Die symbolische Interpretation
  • Die Kompatibilität von Glaube und Wissenschaft
  • Die nicht-wörtliche Interpretation

Die symbolische Interpretation

Es gibt Theologen, die den Sündenfall als ein Symbol für das moralische Bewusstsein des Menschen sehen und der Tendenz des Menschen zur Sünde. Ihre Argumentation ist dahingehend, dass man die Geschichte nicht wörtlich verstehen sollte. Sie ist vielmehr als eine metaphorische Erzählung zu sehen. Inhalt dieser Erzählung ist die menschliche Natur und das Verhältnis zu Gott. 

Die Kompatibilität von Glaube und Wissenschaft

In dem Glauben an den Sündenfall und die gleichzeitige Akzeptanz der wissenschaftlichen Evolutionstheorie wird von vielen Gläubigen kein Widerspruch gesehen. Diese Menschen sehen in der Evolution einen von Gott gewählten Mechanismus für die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Der Sündenfall ist in ihren Augen ein spiritueller Moment, der sich nicht unbedingt mit den biologischen Aspekten der Evolution überschneidet. 

Die nicht-wörtliche Interpretation

Die dritte Interpretation zu dieser Fragestellung besagt, dass einige Theologen der Meinung sind, dass der Sündenfall eine theologische Erzählung über die Beziehung zwischen Mensch und Gott ist und nicht als historisches Ereignis betrachtet werden sollte. Ihr Fokus liegt eher auf der theologischen Lehre, die aus der Geschichte zu ziehen ist, als auf einer Konzentration auf ihre historische Genauigkeit.